Wir waren dabei:
Agrarministerkonferenz 29. April 2010 in Plön
(Schleswig-Holstein)
Reinhild Benning (BUND) und Stefan Johnigk (PROVIEH)
diskutierten mit verschiedenen Politikern (u.a. Ilse Aigner, Till
Backhaus, Astrid Grotelüschen, Juliane Rumpf) |
EU-Agrarsubventionen konterkarieren
Tierschutz und regionale Entwicklung Berlin/Plön: Die
deutschen Ernährungskonzerne, die im Jahr 2009 die höchsten Subventionen
aus Brüssel erhielten, missachteten oftmals den Tierschutz und
produzierten Lebensmittel vielfach unter sozial und ökologisch
fragwürdigen Bedingungen. Diese Kritik richtete das Netzwerk „Bauernhöfe
statt Agrarfabriken“ - ein Zusammenschluss verschiedener Umwelt- und
Tierschutzverbände sowie von Bürgerinitiativen - an die heute in Plön
(Schleswig-Holstein) stattfindende Länderagrarministerkonferenz. Die vor
wenigen Tagen veröffentlichten EU-Agrarsubventionen zeigten, dass die
meisten Gelder aus der sogenannten ersten Säule an die Milch- und
Fleischindustrie gingen. Weit weniger erhielten jene bäuerlichen
Betriebe, die sich stärker um den Umwelt- und Tierschutz bemühten. Das
Netzwerk forderte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und die
Länderagrarminister auf, die dringend erforderliche grundlegende Reform
der EU-Agrarpolitik nicht länger zu blockieren.
Zu den „Top ten“ der deutschen Subventionsempfänger gehörten auch
mehrere Firmen aus Norddeutschland. Der Konzern „Nordmilch“ aus Hamburg
etwa erhielt 2009 die Höchstsumme von 51 Millionen Euro, obwohl er 2008
372 Arbeitsplätze abgebaut habe. Auch der hanseatische Milchexporteur „Eximo“,
der die Mehrzahl seiner Produktionsstätten außerhalb der Region habe,
bekam 14,8 Millionen Euro.
Mit über 50 Prozent Anteil an der Landesfläche in Deutschland habe die
Landwirtschaft eine große Verantwortung für den Erhalt der
Artenvielfalt. Die Landwirtschaft sei außerdem für etwa 13 Prozent der
Treibhausgasemissionen verantwortlich. Unter anderem wegen seiner
fehlgeleiteten Agrarpolitik werde Deutschland anvisierte Ziele im Klima-
und Artenschutz voraussichtlich verfehlen, so die Verbände. Erforderlich
sei stattdessen die konsequente Förderung des ökologischen Landbaus. Das
Regierungsziel von 20 Prozent Ökolandbaufläche liege noch in weiter
Ferne. Derzeit hätten ökologisch bewirtschaftete Flächen lediglich einen
Anteil von knapp sechs Prozent.
In Schleswig-Holstein seien es gerade mal drei Prozent. Das Netzwerk
„Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ appellierte an die
Agrarministerkonferenz, nachvollziehbare und dem Gemeinwohl nützende
agrarpolitische Ziele zu entwickeln und entsprechende Instrumente und
Maßnahmen zu benennen. Die Initiative forderte zudem faire Marktregeln
und klare Kennzeichnungsregelungen für Lebensmittel aus artgerechter
Tierhaltung. Künftig müssten Verbraucher Fleisch aus der
Massentierhaltung ebenso gut erkennen können wie heute schon die
Käfigeier.
Die Verbände lobten den Vorschlag von Schleswig-Holsteins
Agrarministerin Juliane Rumpf, die Gelder der ersten Säule der
Europäischen Agrarpolitik daran zu binden, dass Betriebe fünf bis sieben
Prozent ihrer Flächen mit Hecken, Büschen, Blühstreifen oder
Wasserbiotopen ausstatteten. Dies sei ein begrüßenswerter Beitrag zum
Arten-, Klima- und Gewässerschutz. Bundesministerin Aigner und die
anderen Länderagrarminister seien nun gefordert, weitere Vorschläge für
die Sicherung des Grünlands und die Ausweitung der tiergerechten Haltung
vorzulegen.
Pressekontakt: Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin, Mobil:
0175-7263779; Ina Walenda, BUND Schleswig-Holstein, Mobil: BITTE IN
LANDESGESCHÄFTSSTELLE FRAGEN! |