16. Juli 2017 |
Aufstand + Partitur am So. 16.7.17,
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vertonten Video
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Sybilla Keitel Rede zum 1. Brandenburgischen Konzert für die Tiere 16. Juli 2017 Potsdam: Aufstand gegen Massentierhaltung Liebe Aufständische ! Bevor wir unser „1. Brandenburgisches Konzert für die Tiere“ uraufführen, möchte ich ein paar Worte dazu sagen, warum wir hier sind: Wir repräsentieren 104 000 Unterzeichner des Volksbegehrens gegen Massentierhaltung. Es geht dabei auch um den ganzen landwirtschaftspolitischen Irrsinn als Folge von Tierfabriken , aber zuallererst geht es uns dabei um die Tiere selbst: fühlende Geschöpfe, die wie Autoteile oder Stapelstühle als Fabrikware produziert werden. Ich will von meiner persönlichen Motivation reden – und denke, ich spreche für viele von uns: Es bricht mir das Herz, wenn ich die Fotos der geschundenen Tiere sehe. Wenn ich in die Augen eines unglücklichen Schweins blicke, was eingezwängt leben muss in einem Kastenstand, wo es unmöglich ist, sich umzudrehen. Ein Tier, welches flehend den Fotografen ansieht, der ihm nicht helfen kann. Wenn ich sehe, wie ein kleines Ferkel, welches gerade das Licht der Welt erblickt hat, hilflos herumirrt auf dunklem Betonboden, auf der Suche nach Wärme, Schutz, Nahrung. Und das, wenn es jemand sieht, als zu schwach oder überzählig brutal totgeschlagen wird. Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, wie entzückende Küken, die gerade mal die Augen aufgemacht haben, in Kisten geschmissen werden, wo sie sich oftmals die Beine brechen, um dann als Legehenne, und zwar mit 17 Leidensgenossinnen pro Quadratmeter, ein einjähriges, trauriges Dasein zu fristen, während ihre Brüder gleich totgeschreddert werden, weil sie nicht in die Produktionslinie passen. Es treibt mir die Tränen in die Augen, wenn ich sehe, wie man Mutterkühen schon nach zwei Tagen gewaltsam ihr neugeborenes Kälbchen entreißt, um sie zu Milchmaschinen zu machen. Sie brüllen tage- und nächtelang nach ihrem Kalb, wehrlos und wahnsinnig vor Schmerz. Was sind wir für Monster, dass wir so völlig verroht mit Tieren umgehen ? Die Bilder und Filme kennen wir doch alle. Dürfen wir das ? Ich habe die Hoffnung, dass in 30, 40 Jahren über diese Menschen Gericht gehalten wird. Aber was sie sagen werden, das ahne ich schon: das lag nicht in meiner Verantwortung, ich habe nur ausgeführt, was von oben angeordnet war, gesetzlich war das alles erlaubt. Es ist unerträglich für mich, dass diese grausame Tierhaltung auch noch mit unseren Steuergeldern hoch subventioniert wird und wir ein zweites Mal dafür bezahlen sollen. Denn unsere Wasserwerke schaffen es kaum noch, unser Wasser von den ungeheuren Nitratmengen zu reinigen, die aus der Stickstoffüberdüngung mit der Gülle aus Massentierhaltung kommt, ohne dass es enorm viel teurer wird. Das ist genau so unerträglich wie das Wissen, dass die Emissionen sowie die Keime aus diesen Tierfabriken uns krank machen. Oder: dass wir Resistenzen entwickeln gegen Antibiotika, so dass uns bald keine Klinik mehr retten kann, wenn wir eine Infektion haben, die vormals beherrschbar war. Das alles wissen wir längst. Die Leute, die sowas trotzdem verantworten, gehören meiner Meinung nach eingesperrt. Und die heilige Wut empfinde ich, wenn ich sehen muss, wie in Brasilien der Regenwald abgeholzt wird, um darauf gigantische Sojafelder für europäische Tierfabriken zu errichten wie zum Beispiel in Mato Grosso, wo Monsanto und Bayer die indigene Bevölkerung mit Gewalt von ihren kleinen Äckern vertreiben. Wie Argentinien zum Beispiel in der Provinz Cordobá in riesige Sojaplantagen verwandelt wird mit dem Ergebnis, dass die Menschen dort an Krebs erkranken, dass die Frauen Fehlgeburten haben oder ihre Babys als missgebildete Krüppel zu Welt bringen, weil die Pestizidmengen auf den Sojafeldern sie vergiftet haben. Die Mütter von Ituzaingó schlagen weltweit Alarm zusammen mit den Ärzten: aber es ändert sich nichts, im Gegenteil. Und es packt mich die reine Verzweiflung darüber, dass diese gigantische Fleischerzeugung durch Massentierhaltung die Hauptschuld trägt an der gefährlichen Klimaerwärmung . Und nicht nur das: dass diese auch mitverantwortlich für den massenhaften Exodus aus Afrika ist, weil wir mit unseren Billigfleischexporten die Kleinbauern in die Verarmung treiben. Das alles zusammen ist ein solcher Irrsinn, dass er einen schon depressiv oder wahnsinnig machen kann. „Wer über gewisse Dinge nicht den Verstand verliert, der hat keinen zu verlieren“, das sagt Lessing. Um gegen diesen Irrsinn zu kämpfen, haben 104 000 Menschen das Volksbegehren unterzeichnet, und deswegen sind wir hier. Als Reaktion darauf rühmt sich unser Landwirtschaftsminister vor dem Bauernverband mit den Worten, er habe das Volksbegehren erfolgreich abgewehrt. Ich kann daher nur meine Bitte wiederholen: Herr Vogelsänger: treten Sie von diesem Amt zurück ! Damit verbunden ist eine ungeheure Verantwortung für äußerst komplexe, globale Probleme von fast biblischem Ausmaß, die Sie nicht erkennen. Sie sind dieser Verantwortung nicht gewachsen. |
Seid unbedingt um 14 Uhr da, damit wir ein
beeindruckendes Bild bauen können ! |
Presse-Einladung zur Auftaktveranstaltung
„Unsere politische Vertretung schert sich anscheinend nicht um den Willen des Volkes, das die Negativwirkungen riesiger Tierhaltungsanlagen auf unsere Gewässer, Luft- und Bodenqualität sowie auf das Klima gründlich satt hat“, heißt es in dem Aufruf zu der neuen Kampagne. „Anstatt das Ruder noch herumzureißen und den Ausverkauf unserer heimischen Landwirtschaft an Großagrarier, für die ein fühlendes Tier lediglich eine Ware ist, zu stoppen, dient sie sich ihnen an.", so Sybilla Keitel, eine der Sprecherinnen des Bündnisses. Die aufrufenden Bürgerinitiativen wollen mit ihren Aktionen „den Tieren eine Stimme geben und das Unrecht, das ihnen angetan wird, hörbar machen.“ Sie fordern ein Moratorium gegen neue Tierfabriken sowie das Klagerecht für Tierschutz. „Die Fleischkonzerne können in manchen Bundesländern nur noch erschwert neue Tierfabriken bauen, weil Grüne Agrarminister Tier- und Umweltschutzregeln verbessern und kontrollieren. Derweil wird Brandenburg immer mehr zum stinkenden Hinterhof Deutschlands -und das auch noch mit Unterstützung der Landesregierung. Wir lassen es uns nicht bieten, dass Agrarminister Jörg Vogelsänger die Brandenburger UnterzeichnerInnen des Volksbegehrens derart schlecht behandelt. Die Landesregierung lässt einem Schlachthof sogar ungenehmigte Steigerungen der Schlachtmengen durchgehen, während Millionen Tiere in Megaställen leiden, Antibiotikaresistenzen unsere Gesundheit bedrohen, unsere Landschaft mit Tierfabriken verbaut wird und unsere Häuser an Wert verlieren“, sagte Carola Freitag, eine Sprecherin des Bündnisses. Die Veranstalter der Protestaktion weisen auf das Potenzial der Landwirtschaft vor den Toren Berlins hin. In Berlin fehle es an Lebensmitteln aus regionalem Gemüseanbau und an Verarbeitungsbetrieben für Bioprodukte. Diese nicht-industriellen Lebensmittelerzeuger würden erheblich mehr qualifizierte Arbeitsplätze schaffen als Agrarkonzerne. Der Fleischkonsum in ganz Deutschland sinke. Im Widerspruch dazu investiere die Landesregierung in die Überproduktion von Fleisch. Schon heute werde rechnerisch jedes fünfte Schwein und jedes dritte Masthuhn exportiert, das in Deutschland gemästet wird. "Niemand braucht die Tierfabriken, die Agrarminister Jörg Vogelsänger ins Land lockt und mit dem Geld der Steuerzahler mästet", sagte Marianne Frey, Stellvertreterin der BI Am Mellensee, und forderte eine Kehrtwende hin zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft in Brandenburg, die von der Gesellschaft akzeptiert und honoriert werde. Kontakt: |
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Aufruf
an alle Brandenburger Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung
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