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Fotos von der Übergabe der
19 000 Unterschriften gegen Haßleben an den Präsidenten des LUGV
neu: Reaktionen auf
die Aktion
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Weitere Fotos und das Video von der Übergabe
auf der Website der
Albert-Schweitzer-Stiftung |
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Berichterstattung durch rbb Aktuell |
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Presseerklärung als
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Übergabe der 19000 Unterschriften an Dr. Freude durch Mahi
Klosterhalfen von der Albert-Schweitzer-Stiftung. |
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Presseerklärung als
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Interview als
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Reaktionen |
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Artikel vom 20.08.2011 "Taktik trägt starke
diktatorische Züge"
Boitzenburg (SW).
"Starke Kritik übte am Donnerstag Bundestagsabgeordneter Jens
Koeppen an dem Vorgehen des Landesumweltamtes, bei dem das
Investitionsvorhaben zur Wiederaufnahme der industriellen
Schweinemast in Haßleben durch den niederländischen Investor Harry
van Gennip zur Genehmigung vorliegt. Während der
CDU-Sommergespräche, die der Bundestagsabgeordnete in der Gemeinde
Boitzenburger Land führte, bezog Koeppen Stellung zum seit Jahren
andauernden Genehmigungsverfahren. Für ihn kann es nur eine
Forderung an das Landesumweltamt geben: "Sofort genehmigen und
bauen." Man könne so nicht mit einem Investor umspringen: Ihn erst
das Objekt kaufen lassen, ihm sagen, man müsse sein Vorhaben aber
zwei Jahre lang genau prüfen, aber dann nach Erfüllung der Auflagen
immer wieder neue Gründe erfinden, die einer Genehmigung
möglicherweise entgegenstehen könnten. Ob nun vermeintliche
Tierquälerei oder ein Moor, diese Dinge hätten alle längst auf den
Tisch gebracht werden können. Fakt sei doch, so Jens Koeppen: Viele
Menschen möchten bei diesem schönen Sommerwetter preiswertes Fleisch
auf ihren Grill legen. Wenn es nicht hier produziert werde, dann
holen es sich die Discounter eben aus anderen Ländern. Und dort
seien die Tierschutz- und Verbraucherbestimmungen möglicherweise
längst nicht so scharf wie in Deutschland. Die Forderung nach
billiger Ware und guter Qualität, aber nicht vor der Haustür
produziert, sei einfach nicht zu akzeptieren. Hier werde der
Umweltschutz als Hürde missbraucht, solch ein Vorhaben zu
verhindern. Und das entgegen mehrheitlicher demokratischer
Willensbekundungen in der Gemeindevertretung, im Kreistag und im
Land. "Was hier gemacht wird, das trägt starke diktatorische Züge",
bewertete der CDU-Politiker diese "Verhinderungstaktik", die
immerhin auch rund 50 Arbeitsplätze blockiere, in einer Region, in
der jeder einzelne zusätzliche Arbeitsplatz im ländlichen Raum von
großer Bedeutung sei. "
Nordkurier, 20. 8. 2011 |
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Reaktionen der BI Haßleben
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Sehr geehrter Herr Koeppen,
gerade habe ich den Artikel "Taktik trägt starke diktatorische Züge"
gelesen und bin befremdet über Ihre offensichtliche Unkenntnis der
Vorgänge um die Schweinemastanlage in Haßleben. Sie haben recht: das
LUGV hat zu verantworten, dass sich das Verfahren schon sieben Jahre
hinzieht. Eigentlich hätte es schon recht früh entscheiden müssen
und zwar gegen die Anlage. Die eingereichten Unterlagen waren
unvollständig, teilweise fachlich grob falsch und mit Gutachten
versehen, die zu großen Teilen als "Gefälligkeitsgutachten"
bezeichnet werden können und seriösen Überprüfungen nicht
standgehalten haben. Beim Abarbeiten dieser unübersehbaren Zahl von
Mängeln haben sich immer wieder Verzögerungen ergeben, weil der
Investor beim Nachreichen von Zusatzinformationen oftmals Fristen
nicht eingehalten hat. Allein der Nachgiebigkeit des LUGV gegenüber
dem Investor ist es zu verdanken, dass sich das Verfahren so in die
Länge zieht und nicht schon längst mit einer Ablehnung beendet
wurde, weil dieses Vorhaben nach geltendem Recht und Gesetz nicht
genehmigungsfähig ist. Jedes mal, wenn eine Ablehnung schon fast
ausgesprochen war, hat der Investor gebeten, den Antrag abändern
oder neue Gutachten vorlegen zu dürfen. Die dadurch entstandenen
Verzögerungen jetzt der Behörde vorzuwerfen, halte ich für grob
fahrlässig.
Freundliche Grüße
Gert Müller |
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Presseerklärung der
FRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN IM BRANDENBURGER LANDTAG
-> als
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Sehr geehrter Herr Koeppen,
wie ich dem Uckermark Kurier vom 20.08. entnehme (Templiner Zeitung:
„Taktik trägt stark diktatorische Züge), haben Sie im Rahmen eines
„CDU-Sommergesprächs“ in der Gemeinde Boitzenburger Land das
Landesumweltamt aufgefordert, die geplante Schweinemastanlage
Haßleben sofort zu genehmigen. Weiterhin werfen Sie der
Genehmigungsbehörde vor, den Umweltschutz als Hürde zu missbrauchen
und sagen, das Verfahren trage „starke diktatorische Züge“.
Ihre Aufforderung zur sofortigen Genehmigung der Anlage stellt für
mich eine Aufforderung zum Rechtsbruch dar. Als
Bundestagsabgeordneter haben Sie sich verpflichtet, das Grundgesetz
und die Rechtsordnung zu achten. Sollten Sie sich daran nicht mehr
gebunden fühlen, wäre es aus meiner Sicht nur konsequent, wenn Sie
ihr Bundestagsmandat zurückgeben.
Das geltende Immissionsschutzrecht sieht vor, dass eine Anlage nur
zu genehmigen ist, wenn die Voraussetzungen dazu vorliegen. Ist dies
nicht der Fall, muss die Genehmigung zwingend abgelehnt werden.
Lässt sich ein Fall nicht abschließend beurteilen, sind die nötigen
Informationen einzuholen. Genau diese Arbeit leistet das LUGV (das
frühere Landesumweltamt).
Offenbar vertreten Sie die Ansicht, dass derartige Genehmigungen
aufgrund politischer Intervention und nicht nach den gesetzlichen
Bestimmungen zustande kommen. Unsere Fraktion ist daher gern bereit,
Ihnen einen Grundkurs in Gewaltenteilung und Staatsbürgerkunde zu
finanzieren. Einen entsprechenden Gutschein können Sie sich
jederzeit bei uns abholen.
Die lange Dauer des Verfahrens liegt nach meiner Kenntnis
ausschließlich am Antragsteller und nicht an mangelnder Bereitschaft
der Behörden. Seit Beginn des Verfahrens hat der Antragsteller immer
wieder unvollständige, geschönte oder geänderte Unterlagen
eingereicht. Plötzlich soll es doch eine Abluftreinigungseinrichtung
geben, dann werden die Tierplatzzahlen reduziert usw.
Dass der von vornherein aussichtslose Antrag nicht abgelehnt,
sondern dem Antragsteller mehrfach die Gelegenheit einräumt wurde,
sein Projekt anzupassen und neue Gutachten vorzulegen, zeigt, dass
der Antragsteller aus Sicht der Grünen eher gut behandelt wird. Die
Behörden hätten den Antrag längst ablehnen können, was nach meiner
Ansicht auch angemessen wäre, da es so den Behörden immerhin erspart
geblieben wäre, sich unqualifizierten Vorwürfen wie von Ihrer Seite
auszusetzen.
Ich verweise zudem darauf, dass bei einer rechtswidrigen Genehmigung
und deren Aufhebung durch ein Gericht der Schweinemäster
Amtshaftungsansprüche gegenüber dem Land geltend machen kann. Würde
die Anlage gemäß Ihrem Wunsch sofort genehmigt und dann die
Genehmigung von einem Gericht aufgehoben, kann das für das Land
Brandenburg in die Millionen gehen. Konsequent von Ihnen wäre es
daher auch, wenn Sie eine verbindliche Erklärung abgeben würden,
dass Sie diese Schadensersatzforderungen gegenüber dem Land
Brandenburg begleichen würden.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Vogel, Fraktionsvorsitzender |
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Zum Bericht vom 19.08.2011
"Verhinderungstaktik trägt diktatorische Züge"
Bravo, Herr Koeppen, so
wünschen wir uns unsere gewählten Vertreter im Bundestag:
Klare Aussagen und immer dicht am Volk!
Aber, und das muss man in den letzten Jahren leider
zunehmend beobachten, sind solch deutliche Worte von
Politikern, wie in diesem Fall, oft gepaart mit einem hohen
Maß an Unkenntnis und mangelndem Demokratieverständnis. Die
Landesbehörde versucht nichts anderes, als das vom Bundestag
beschlossene Immissionsschutzgesetz im konkreten Fall
anzuwenden und umzusetzen. Wenn sie dabei auch nur
ansatzweise zu Ungunsten des Investors handeln würde, darf
man Herrn van Gennip und seinem Rechtsberater Prof. Dombert
durchaus zutrauen, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Vielmehr
hat die Behörde bisher ein ungewöhnlich hohes Maß an Kulanz
gezeigt: Fristen wurden verlängert, gravierende Fehler in
den Unterlagen durften verbessert und schließlich sogar der
Antrag grundsätzlich verändert werden. Dies hat dazu
geführt, dass leider noch immer keine Entscheidung in Sicht
ist. Notwendige Modernisierungen des
Immissionsschutzgesetzes sind in den vergangenen Jahren im
Bundestag gerade von der regierenden CDU schon im frühesten
Stadium blockiert worden. Dort liegt Ihr Aufgabenfeld, Herr
Koeppen, und nicht in einer Beschimpfung ehrenamtlichen
bürgerschaftlichen Engagements, das es immer noch viel zu
wenig gibt.
Thomas Volpers
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Artikel vom
27.08.2011
Zwei Haßlebener kontra Schweinemast
Hans-Jürgen Schlicke und Gerhard Patzer regt es auf, wenn
Befürworter der Schweinemastanlage wie der
CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Koeppen so gegen die "Kontra
Industrieschwein"-Anhänger wettern und nach ihrer Meinung
sogar Behörden verunglimpfen. FOTO: Sigrid Werner "Wird
Arbeit der Behörde behindert." Von Sigrid Werner HaSSleben.
Kaum ein Thema scheint so zu polarisieren wie das Vorhaben
des niederländischen Investors Harry van Gennip. Seit 2004
verfolgt er beharrlich das Ziel, im uckermärkischen Haßleben
eine industrielle Schweinemastanlage wiederzubeleben. Am
Standort des ehemaligen SZMK Haßleben sollen demnach erneut
mehr als 65 000 Schweine gehalten werden. Inzwischen läuft
seit 2005 das Genehmigungsverfahren. Damals gab es bereits
einen öffentlichen Erörterungstermin in Boitzenburg mit dem
Landesumweltamt, der nach elf Verhandlungstagen abgebrochen
wurde. Seither hat der Investor immer neue Gutachten
beizubringen. Vonseiten der Gegner, werden immer wieder
Einwände geltend gemacht, die zu prüfen sind. Das
Landesumweltamt lasse sich nicht unter Zeitdruck setzen,
weil es eine möglichst "rechtssichere" Entscheidung
hinbekommen will, heißt es offiziell. Egal, wie die Sache
ausgeht: Die Ungewissheit scheint in Haßleben bisher die
weitere Dorfentwicklung auszubremsen. Vor diesem Hintergrund
forderte jüngst der CDU-Bundespolitiker Jens Koeppen eine
schnelle Entscheidung des Landesumweltamtes und outete sich
als kompromissloser Befürworter der Investorpläne. Seine
markigen Worte provozierten große Entrüstung bei den Gegnern
einer industriellen Schweinemast. Zu jenen, die sich seit
Jahren in der Initiative "Kontra Industrieschwein"
engagieren und Koeppens Worte nicht unkommentiert stehen
lassen wollen, gehören auch zwei Haßlebener: Hans-Jürgen
Schlicke (85), der 1965 nach Haßleben kam und auf seine Art
vom SZMK betroffen war. Er durfte keine Klauentiere mehr auf
seinem Grundstück halten. Und Gerhard Patzer. Letzterer hat
selbst als Elektroingenieur als Aufbauleiter und
Abteilungsleiter Energie im SZMK Haßleben gearbeitet. Nicht
alles, was damals passierte, habe er gut geheißen. Und so
zählt er heute zu den einheimischen Mitgliedern der
Bürgerinitiative "Kontra Industrieschwein". Koeppens Worte
veranlassten die beiden Haßlebener, noch einmal auf die
Entwicklungen nach 1990 hinzuweisen und darauf, dass es
durchaus umweltverträglichere Alternativen gegeben hätte.
Schon das damalige SZMK Templin sei einst nicht nach
Haßleben geholt worden, um die eigene Bevölkerung mit
Schweinefleisch zu versorgen, sondern um mit billigem
Fleisch auf westdeutschem Markt Devisen zu beschaffen. Die
Mitarbeiter in der Schweinemast hätten Edelfleisch nur auf
Antrag bekommen. Nebeneffekt der Investition damals: Templin
habe auf diese Weise Kennziffern für den Wohnungsbau
bekommen. Als sich herausstellte, dass dabei Schulden
gemacht wurden, seien die Wohnblöcke an Haßleben abgegeben
worden, das heute noch daran zu knabbern habe, erzählt
Patzer. Mit dem SZMK erhielt Haßleben einen Kompaktbau mit
maximaler Produktion und minimalem Platzverbrauch, berichtet
er weiter. "Die Mitarbeiter mussten aus 32 Ortschaften
herangefahren werden." Als die Produktion begann, seien die
Gülleanlagen noch gar nicht fertig gewesen, so wurde
Rohgülle verregnet. "Der Gestank war bestialisch." Als sich
die Bürger beschwerten, hob das SZMK die Hände: Man sei
nicht schuld. Man produziere nur. Die Verregnung obliege der
Meliorationsgenossenschaft und der KAP, erinnert Patzer und
will auf eines hinaus: Laufe erst mal eine Anlage und
stellten sich im Nachhinein Malaisen wie Verkehrsbelastung
oder Umweltbelastung heraus, dann sei der Investor nicht
mehr zuständig. Und der Bürger stehe wieder hilflos da. Das
möchte Patzer verhindern. Hans-Jürgen Schlicke hatte damals
auf einer öffentlichen Veranstaltung mit dem
Ratsvorsitzenden das "Verbrechen" kritisiert: "Templin
bekommt die Kultur, und Haßleben die Scheiße." Ein Jahr
später sei er nicht mehr ZBO-Leiter gewesen. "Jeder soll
seine Überzeugung haben", sagt er heute. "Aber man muss doch
an die Zukunft der jungen Menschen denken." Schon zu
DDR-Zeiten sei das SZMK gegen jede Vernunft auf der
Wasserscheide zwischen Ucker und Havel gebaut worden. Patzer
pflichtet ihm bei: Die Anlage sei damals aus
wasserschutzrechtlicher Sicht von Fachleuten in der
Vorplanung verworfen - und dennoch gebaut worden, zieht er
Parallelen. "Auch heute hätte das Vorhaben längst abgelehnt
werden müssen. Dass es so lange dauert, liegt an den
Unzulänglichkeiten der Planungsunterlagen des Investors",
glaubt Patzer. Das Landesumweltamt betreibe keine
Verzögerungstaktik, sondern prüfe so genau, um die
Entscheidung rechtssicher zu machen. Mit Hans-Jürgen
Schlicke ist er sich einig: Beide betrachten die Äußerungen
Koeppens als "Behinderung der Arbeit einer Behörde". Im
Übrigen habe selbst der heutige Landrat 1995 zum Konzept des
Investors in einer Stellungnahme bekundet, dass das Vorhaben
"dem öffentlichen Interesse" entgegenstehe, wegen des
geringen Beschäftigungsgrades und der hohen Umweltbelastung.
Stattdessen habe er damals empfohlen, einem
Umwelttechnologiepark den Vorrang zu geben. Leider seien
andere Investoren wie die Deutsche Bahn, die dort einen
Stahlbaustandort für die Elektrifizierung der
Eisenbahnstrecken im Visier hatte, nicht zum Zuge gekommen,
weil stets eine Altschuldensumme von 46 Millionen Mark im
Raum gestanden habe. Ob diese jemals vom holländischen
Investor übernommen werden muss, würden Patzer und Schlicke
gern wissen. Stattdessen drohten bei Genehmigung des
Vorhabens Haßleben und Nachbarkommunen Unmengen von
Gülletransporten, befürchtet Patzer. 1925 Güllefahrten hin
und zurück in begrenzten Stoßzeiten habe "Kontra
Industrieschwein" der Stadt Prenzlau prognostiziert. Und das
alles eigentlich unnötig - in Zeiten einer Überproduktion an
Schweinefleisch. "Damals wie heute hätte das Vorhaben
abgelehnt werden müssen." |
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