Antibiotika aus der Tierhaltung

 


Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn: Erstmals Antibiotika aus der Tierhaltung auch in Pflanzen und damit in Lebensmitteln nachgewiesen – Antibiotikaschutz wird immer löchriger

 
Das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrauchersschutz teilt mit:
 

In einer vom NRW-Verbraucherschutzministerium in Auftrag gegebenen Studie wurden erstmals Antibiotika, die in der Tierhaltung eingesetzt wurden und durch Gülleausbringung auf Felder gelangt sind, auch in Nutzpflanzen nachgewiesen. In einem Modellversuch wurde unter praxisnahen Bedingungen kontrolliert mit Antibiotika (Chlortetracyclin, Sulfadiazin und Trimethoprim) belastete Schweinegülle auf Versuchsparzellen ausgebracht, Feldsalat und Winterweizen ausgesät und geerntet.
Noch nach acht Monaten konnten in der Gülle Chlortetracyclin, Sulfadiazin und andere Umwandlungsprodukte nachgewiesen werden. Diese Stoffe wurden auch in Bodenproben der gedüngten Flächen festgestellt. Die Gehalte nahmen zwar innerhalb von drei Monaten deutlich ab, die Untersuchung der geernteten Pflanzen ergab jedoch, dass Feldsalat und Winterweizen Antibiotika aus dem Boden aufgenommen haben. So wurde in den Wurzeln, den Grünanteilen und sogar im reifen Korn des Winterweizens Chlortetracyclin gefunden. Die Gehalte lagen zwischen 35 und 69 Mikrogramm Chlortetracyclin je Kilogramm Frischgewicht. Auch Sulfadiazin war in den Wurzeln nachweisbar. Bislang gibt es für Getreide keine Höchstwerte. Für Lebensmittel, die vom Tier stammen, gilt der Höchstwert von 100 Mikrogramm Chlortetracyclin je Kilogramm Fleisch.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Ausbildung von Antibiotika-Resistenzen sind diese Erkenntnisse als problematisch zu werten. Eine pharmakologisch-toxikologische Bewertung der im Modellversuch erhaltenen Chlortetracyclin-Belastungen wird noch vorgenommen. In der Landwirtschaft wird Gülle von behandelten und unbehandelten Tieren gemeinsam aufgebracht, die daher insgesamt weniger stark belastet sein sollte. Weitergehende Studien sollen Aufschluss darüber geben, ob daraus auch eine geringere Belastung von Nutzpflanzen resultiert.

Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn: „Wir haben erstmals den Beweis geführt, dass Antibiotika nicht nur ins Wasser – und damit auch ins Trinkwasser - und in den Boden gelangen, sondern auch von Pflanzen aufgenommen werden. So können sie auch in unsere Nahrungskette gelangen. Gerade geringe Antibiotikadosen sind gefährlich, weil die Krankheitserreger nicht abgetötet werden, aber gegen diese Antibiotika resistent werden. Wenn dann diese Krankheitserreger in der Intensivstation des nächsten Krankenhauses landen, haben wir das Phänomen, was wir verstärkt beobachten: Der Antibiotikaschutz hilft nicht mehr. Die Menschen sind den Krankheitserregern hilflos ausgesetzt. Deshalb gehören Antibiotika keinesfalls in unsere Nahrungsmittel. Durch die Änderungen des Arzneimittelgesetzes im Jahr 2002 wurde eine wichtige Etappe für mehr Gesundheitsschutz erreicht: Der Einsatz von Antibiotika und die Abgabe von Tierarzneimitteln durch Tierärzte an den Tierhalter wurde deutlich eingeschränkt. Dennoch muss weiterhin intensiv daran gearbeitet werden, den Arzneimitteleinsatz auch bei Lebensmittel liefernden Nutztieren weiter zu reduzieren – denn die Studie hat gezeigt, dass sich mögliche Rückstände nicht nur im Tier und den aus diesen stammenden Lebensmitteln finden, sondern auch Rückstände in die Umwelt und von dort in Pflanzen gelangen. Der Kreislauf ungewollter Arzneimittelbelastungen zum Menschen wird damit geschlossen.“

Die Untersuchung wurde von Professor Manfred Grote von der Universität Paderborn in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Südwestfalen in Soest und der Bundesanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Detmold, durchgeführt. In dem Modellversuch wurden zunächst während der Medikation von Ferkeln Kot und Urin gesammelt und zu Gülle vereinigt. Diese Gülle wurde, wie in der Landwirtschaft üblich in Behältern abgedeckt mit einer Plane, über acht Monate gelagert und dann zur Düngung landwirtschaftlicher Flächen ausgebracht.

 
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Gülle killt den Wald

 

Auf die Bedeutung einer naturnahen Bewirtschaftung der Wälder für die biologische Vielfalt und die Stabilität der Waldökosysteme hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin aufmerksam gemacht.
 

 "Nicht nur in den Tropen, auch bei uns schreitet die Schädigung der Wälder voran", sagte der Bundesumweltminister bei der Preisverleihung des Wettbewerbs "...'ne Menge Holz" zur nachhaltigen Waldwirtschaft und Holz-Zertifizierung. Der aktuelle Waldzustandbericht belege, dass vor allem die Einträge von Stickstoffverbindungen wie Ammoniak aus der Landwirtschaft noch viel zu hoch seien. "Sie führen zu weiterer Bodenversauerung und zur Überdüngung der Waldökosysteme. Damit schwächen sie die Vitalität der Bäume.
Gülle killt den Wald", so Trittin.



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