Tierethik

 

Erik Gottwald, Rede vor Schlachthof
22.12.2012 vor dem Fleischversorgungszentrum in Mannheim bei der Demonstration
Weihnachten - auch Frieden für die Tiere.
siehe auch: www.trufe.org

 

 

 

Victor Hugo erkannte: "Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist." Eine einzige Idee erschafft Kunstwerke, errichtet ganze Städte oder befreit Nationen. Tierrechte sind heute die größte soziale Gerechtigkeitsbewegung der Welt. Hundert Tausende Menschen in allen Ländern sind bereit sich für die Rechte der Tiere einzusetzen. Niemand weiß wie viele Tonnen Blut, unschuldiger Lebewesen, noch den Boden von Schlachthäusern bedecken werden, und wie viele Tränen unsere Gesichter. Aber was wir wissen ist, dass wir nicht ein Herz für Menschen haben und eines für Tiere. Entweder haben wir eins oder wir haben keins. Deswegen werden wir nie echten Frieden haben, solange wir im Krieg gegen die Tierwelt sind.

Aber dieser Krieg wird nicht mit Sturmgewehren, Handgranaten, Panzern und Bomben geführt. Messer und Gabel sind die Massenvernichtungswaffen der Gegenwart. Fleisch tötet uns, tötet die Tiere, tötet die Natur.

Falls meine Worte für manche extrem erscheinen möchte ich zu bedenken geben, 60 Milliarden Landtiere und 90 Milliarden Meerestiere werden jedes Jahr nicht zum Überleben getötet, sondern für einen Gaumenkitzel. Manche würden das extrem nennen.

Fleisch verschwendet mehr Nahrungsmittel als es liefert. Man muss große Mengen pflanzlicher Lebensmittel verfüttern, um kleine Mengen Fleisch zu erhalten. Mehr als ein Drittel der Weltgetreideernte gehen so als Futter in die Tierindustrie. Arme Länder verkaufen ihr Getreide an den Westen, während die eigene Bevölkerung verhungert. Nur damit wir Burger essen können. Wenn das kein Verbrechen ist, dann möchte ich wissen, was ist die Definition. Wie Philip Wollen sagte, jedes Stück Fleisch, das wir essen, ist ein Schlag in das verweinte Gesicht eines verhungernden Kindes.

Wir sind nicht zuviele, wir sind nur zu blöd. Diese Erde könnte ein vielfaches an Menschen ernähren, wenn wir die Lebensmittel direkt essen würden, und nicht über den Umweg durch den Körper eines anderen Tieres. Diese Welt hat genug für unser aller Bedürfnisse, aber nicht für unser aller Gier.

Und diese Gier endet damit, dass sie uns selbst tötet. Krebs, Herz und Schlaganfälle sind Todesursache Nummer 1. Broccoli und Blumenkohl zählen allerdings nicht zu den Auslösern, Fleischkonsum schon. Und Studien der Cornell und Harvard Universität kommen zu dem Ergebnis, dass die Menge an Fleisch in einer gesunden menschlichen Ernährung exakt 0 ist.

Wir können diese Krankheiten wieder zu einer Seltenheit machen, indem wir uns gesund ernähren, und Tiere von der Speisekarte streichen. Aber warum wird das garnicht gewollt? Weil verdammt viel Geld damit gemacht wird. Und die Umsätze der Pharmaindustrie werden ins Bruttoinlandsprodukt eingerechnet. Wenn wir also alle eine Chemotherapie bekommen, dann haben wir noch ein paar Jahre Wachstum. Aber verbuchen wir die Reperaturkosten unserer Autos als Gewinn?

Und warum ist Fleisch eigentlich so billig? Weil die ermordeten Rinder, Schweine und Hühner nicht bezahlt werden. Wir halten uns Sklaven. Man braucht keine 2 Beine um ein Sklave zu sein und man muss auch nicht schwarz sein. Ein Sklave ist jedes fühlende Lebewesen, welches den Unterschied zwischen Freude und Schmerz kennt, zwischen Freiheit und Unterdrückung und gegen seinen Willen gefangen gehalten wird. Und wie viele Beispiele könnte ich bringen, dass sie diesen Willen besitzen. Wie viele Affen, Tiger, Elefanten, Bären, Nerze, Rinder, Schweine und Hühner warten nur auf den einen richtigen Moment, um auszubrechen. Sklaverei begann nicht in Ägypten und endete nicht in Amerika. Sklaverei begann mit der Haltung von Tieren zu unserem Nutzen und dauert bis heute an.

 Wir haben erkannt, dass Geschlecht, Religion oder die Farbe der Haut keine Gründe sind jemanden zu diskriminieren oder zu töten. Die Zeit ist reif zu erkennen, dass auch die Anzahl der Beine, die Behaarung, die Sprache, körperliche Stärke oder Intelligenz genauso bedeutungslos sind. Bedeutend ist die Fähigkeit zu leiden. Und sie erleiden Höllenqualen, genau jetzt, an Orten wie diesen hier. Orte des Grauens die wir Tierfabriken und Schlachthäuser nennen. Und wofür?

Tiere haben Rechte. Sie sind keine gefühlslosen Maschinen. Und es ist nicht unsere Freiheit sie wie Ressourcen zu benutzen. Die eigene Freiheit sollte dort enden, wo die Freiheit eines anderen beginnt. Das zu respektieren ist Gerechtigkeit. Wir brauchen keine größeren Käfige, wir brauchen leere Käfige. Artgerecht kann nur die Freiheit sein. Und freundliches töten bei Tieren exisitert genausowenig wie freundliches töten bei Menschen. Deswegen müssen Tiere von unseren Tellern verschwinden.

Und ich denke an unsere Kinder und die noch nicht gezeugten Generationen. Welche Welt wollen wir ihnen hinterlassen? Wenn wir so weiter machen, sind die Meere 2050 leergefischt. Mehr als ein Drittel des Fischfangs gehen direkt in die Tierindustrie. Schweine und Hühner konsumieren 6 mal mehr Fische wie die gesamten USA. Unvorstellbare Mengen Gülle verschmutzen Gewässer und Böden. Große Teile des Regenwaldes werden zerstört um Futtermittel anzubauen. Wenn wir die Erde in ein paar Jahren aufgegessen haben, was antworten wir unseren Kindern, wenn sie nach dem warum fragen? Weils eben so gut geschmeckt hat?

Wir denken zu viel und fühlen zu wenig. Wir sind überheblich geworden nur weil wir Autos bauen und Computer benutzen können, und haben dabei verlernt wie wir unsere Herzen benutzen.

Lassen wir Landwirte wieder Landwirte sein. Geben wir ihnen die Möglichkeit Qualität statt Quantität zu produzieren und sie werden soviel Geld verdienen, dass sie extra Leute einstellen, nur um es zu zählen. Die Wirtschaft wird nicht zusammenbrechen. Die Produktionen werden einfach umgestellt. Niemand will diesen genmanipulierten Müll. Wir können uns unsere Gesundheit wieder zurückholen, sich die Natur erholen lassen und aufhören Tiere zu töten.

Dafür muss man kein Präsident, Rockstar, Astronaut oder Professor sein. Wir müssen nur aufhören ihre Produkte zu kaufen. Ich weiß, einige finden es schwierig ihre Gewohnheiten umzustellen, aber bitte denkt an die Schwierigkeiten, die die Tiere in ihren Kerkern durchstehen. Und an die Schwierigkeiten, welche zukünftige Generationen haben werden.

Aber es gibt Hoffnung und Fortschritt. Über 600 Millionen Menschen auf dieser Welt sind bereits Vegetarier. Jeden Tag entscheiden sich mehr Menschen ihren Fleischkonsum zu reduzieren oder ganz aufzugeben. Noch vor 2 Jahren habe ich selbst Tiere gegessen. Ich streichelte Hunde und aß Schweine, weil ich es nicht besser wusste. Tief in unserem Herzen sind wir gut. Wir brauchen keinen Mord. Wir brauchen Familie, liebende Partnerinnen und Partner, Freunde, gute Gespräche, ein warmes Zuhause, sauberes Wasser, frische Luft, natürliche Lebensmittel, Sport, Musik. Eine bessere Welt ist möglich. Ich weiß wir können mehr. Lasst uns Tiere von den Speisekarten streichen und aus diesen Folterkammern holen!