Tierethik |
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"Im Vergessen liegt die Zukunft." |
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Das alles hat seinen Preis. Was geben wir her, was geben wir auf, wenn wir rücksichtslos auf Rendite gehen? Die Menschlichkeit, die Ehrfurcht vor dem Leben. Das ist ein hoher Preis; ein zu hoher Preis; denn damit geben wir unser Selbst auf. Darum sollen wir uns wieder rückbesinnen auf wesentliche Ursprungswerte unserer kulturellen, unserer religiösen Überlieferungen. |
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Wie war das einst, wenn Menschen Fleisch verzehrten? Da war jede Mahlzeit, zu der Tiere geschlachtet wurden, eine Opfermahlzeit, ein kultischer Akt. Die Gottheit wurde angerufen um Versöhnung; denn den Menschen war bewusst, Leben lebt von Leben, das auch ein Recht auf Leben hat. Darum wurden Tiere nicht bedenkenlos geschlachtet, und man genoss Fleisch in Maßen. Vieh, Geflügel, Fische waren keine Massenware; sie galten als kostbare Nahrung, die man mit Andacht genoss. Kostbare Nahrung - man ließ es sich einiges kosten, Nutztiere zu halten. Bei der Aufzucht wie auf der Weide gewährte man ihnen ein ihrer Art gemäßes würdiges Leben, weil sie Lebewesen sind, uns Menschen verwandt. Heute, bei industrieller Massentierhaltung heißt es: "Tierproduktion", "Fleischproduktion". Das sind, an unserer kulturellen Tradition gemessen, barbarische Begriffe; denn Tiere werden nicht industriell erzeugt. Sie werden gezeugt und geboren, wie Menschen eben auch gezeugt und geboren werden. |
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Vieh, das ist keine Sache; das sind lebende Wesen, denen eine ihnen entsprechende Ehrfurcht gebührt. Wer sie ihnen vorenthält, entwürdigt nicht nur das Tier, sondern auch sich selbst. Es liegt eine tiefe, uralte Weisheit darin, dass in der Schöpfungsgeschichte, wie sie die Bibel erzählt, das Vieh und der Mensch am gleichen Tage erschaffen werden. Und für beide heißt es: "Und Gott segnete sie." Und das bedeutet dann: Wenn der Mensch den ihm anvertrauten Tieren, dem Vieh den Segen raubt, dann bringt er sich selbst um den Segen. Industriel1e Massentierhaltung ist nicht nur des Tieres unwürdig, sondern auch des Menschen. |
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Und das bleibt nicht ohne Folgen für ihn. Ob
industrielle Massentierhaltung die Umwelt beeinträchtigt, ist umstritten.
Unbestreitbar ist: Bei industrieller Massentierhaltung, bei der es nur
noch um "Fleischproduktion" geht, nimmt der Mensch auf Dauer Schaden. Es
beginnt im Kopf: Menschen werden gedanken- und bedenkenlos. Man isst
Fleisch und vergisst das Tier. Und wenn Anlagen dieser Art, wie sie für
diesen Ort geplant sind, in der Landschaft stehen, dann hält man das für
normal. Ist doch genehmigt. Was den Tieren, die in so genannten Modulen
ihr Dasein fristen müssen, angetan wird, wird vergessen: Man hält eine
solche Anlage für normal. Dann geht es weiter: Das Mitgefühl, das
Mitempfinden für die gequälte Mitkreatur geht verloren. Den Tieren werden
doch Leiden zugefügt: Auf zwei Quadratmetern muss ein Schwein, ohne je das
Licht der Sonne erblickt und natürliche Luft geatmet zu haben, für die
"Fleischproduktion" dahinvegetieren. |
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Zum Abschluss eine Voraussage: Es ist abzusehen, dass in wenigen Jahrzehnten solche Vieh-Zuchthäuser, wie hier geplant, in Deutschland nicht mehr genehmigt werden. Durch Schaden, so heißt es, wird man klug. Besser wäre es, wir würden heute schon nachdenken und den Schaden vermeiden, den auch wir durch einen menschenunwürdigen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen, dem Vieh, zwangsläufig erleiden. |
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Horst Kasner (Vater von Angela Merkel und Pastor a.D. in Templin) Kuhz, Haßleben - Rede zur Demo am 8. Mai 2004 | |