Tierethik |
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Das Leben der Schweine: |
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In Deutschland leben grade in diesem Moment
mitten unter uns fast 27 Millionen Schweine. Doch wo sind sie? Sie
leben bis auf einige wenige Ausnahmen in großen Mast- und
Zuchtanlagen – ohne Sonnenlicht, ohne die Möglichkeit ihre
Bedürfnisse auszuleben, auf Spaltenböden ein beschäftigungsloses
Leben über ihren eigenen Exkrementen. Bis sie mit 110 Kilo
Körpergewicht ihre „Schlachtreife“ erreicht haben oder als
Zuchtsauen nicht mehr produktiv genug sind. |
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Schweineland Deutschland | ||
Fast 60 Millionen Schweine wurden 2010 in Deutschland geschlachtet. Die meisten von ihnen stammen aus Großmastbetrieben mit bis zu zehntausenden von Tieren, die vor allem im Osten Deutschlands keine Seltenheit mehr sind und vermehrt an Bedeutung gewinnen. Auch Europas größte Ferkelzuchtanlage soll in Deutschland entstehen: in Mecklenburg-Vorpommern sollen 10.500 Zuchtsauen in der Anlage eines niederländischen Investors jährlich eine Viertelmillion Ferkel produzieren. In solchen Anlagen läuft fast alles „vollautomatisch“: computergesteuerte Lüftung und Fütterung ermöglichen den Betrieb von großen Schweineanlagen mit nur einer Handvoll Mitarbeitern. |
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Arme Sau: |
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Zuchtschweinleben jenseits aller
Vorstellungskraft Zuchtschweine führen ein Dasein jenseits unserer
Vorstellungskraft. |
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"Abferkeln“ auf dem Kotrost statt Nestbau und Mutterliebe | ||
Auch zur Geburt ihrer Ferkel sind die Schweine in Metallkonstruktionen fixiert. In freier Natur bauen Schweine vor der Geburt ihrer Ferkel Nester, die Ferkel werden nach der Geburt liebevoll versorgt. In ihrer Gefangenschaft stehen und liegen sie in „Abferkelbuchten“ auf blankem Boden und Kotrosten, die Schweinemütter können sich weder umdrehen noch einen Schritt tun. Die „Ferkelschutzkörbe“ verhindern jeden normalen Kontakt zwischen Müttern und Kindern, sollen bewirken, dass die Sauen in der Enge ihre Ferkel nicht totliegen. |
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Das Leiden und Sterben beginnt mit der Geburt | ||
Die Ferkel suchen die Nähe ihrer Mutter, aber durch ihr Eingesperrtsein im Metallgitter kann sie nicht ausweichen: einzelne Ferkel werden von ihren Müttern erdrückt. Viele Ferkel sterben schon kurz nach ihrer Geburt: „totgelegen“, durch Krankheiten, kamen zu schwach zur Welt. Diese und Verluste durch Totgeburten sind einkalkuliert und bei Wurfstärken von oft bis zu 20 Ferkeln „normal“. Wer lebt, leidet: schon in den ersten Lebenstagen erwartet die Ferkel eine wahre Tortur: Impfen, Ohrmarken eintackern, Zähne abschleifen, Schwänze abschneiden, kastrieren. |
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Betäubungslose Ferkel-Verstümmelung | ||
Selbst das schmerzhafte Abschneiden der Ringelschwänze und die Kastration der männlichen Ferkel geschieht meist ohne Betäubung – ganz legal bis zum Alter von zwei Wochen. Durchgeführt werden die Verstümmelungen der Ferkel nicht von Tierärzten, sondern vom billigeren „Ferkelproduktionspersonal“. Vorstöße zur Vermeidung der Kastration der männlichen Schweine durch die Mast unkastrierter Eber oder gegen den „Ebergeruch“ geimpfter Tiere können nur einen kleinen Teil des Leidens der Tiere mindern und führen dazu, dass Mastschweine, deren „Schlachtkörper“ doch den typischen Ebergeruch aufweisen, am Schlachthof nicht zu Fleisch, sondern zu Müll werden. |
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Ferkelaufzucht: zwischen Stress und Trostlosigkeit | ||
Drei bis vier Wochen nach der Geburt werden die kleinen Ferkel von ihren Müttern getrennt. In einem Alter, wo sie normal noch lange von ihrer Mutter abhängig wären, bedeutet das für die Ferkel enormen Stress. Ihr Leben spielt sich von nun an ihn Schweinebuchten unter Kunstlicht ab, ohne Einstreu, ohne Beschäftigung. Mit einem Gewicht von 25 Kilo werden die Ferkel zu so genannten „Läufern“ - doch Laufen und sich schweinegemäß betätigen können sie sich in ihren Buchten kaum. Die intelligenten Schweine wollen erkunden, toben, lernen, wühlen, suhlen, kauen – doch außer sich selbst, ihren Artgenossen und dem Futter gibt es nichts. |
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Schwanzbeißen als Beschäftigung |
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Schweinemast: Fressen, wachsen, Fleisch ansetzen | ||
Mit einem Gewicht von 50 Kilo beginnt die eigentliche Mast der jungen Schweine. Ihre einzige Aufgabe: fressen, wachsen, Fleisch ansetzen. Hinter sich haben sie oft einen Tiertransport über weite Strecken: Zucht, Aufzucht und Mast finden meist nicht in „geschlossenen Systemen“ statt, sondern in verschiedenen, spezialisierten Betrieben. Die Haltung in großen Gruppen zusammen mit fremden Schweinen führt zu Rangkämpfen und Beißereien und der Verbreitung verschiedenster Krankheitserreger. Die Zahl der Tiere, die Bissverletzungen haben und die Erkrankungen nehmen zu. |
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Tierschutznutztierhaltungsverordnung: der
Rottweiler im Kaninchenkäfig |
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Mit offenen Wunden im eigenen Kot |
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Mortalitätsrate: 5 Prozent | ||
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Der letzte Transport |
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Schlachten im Akkord |
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Glückliche Schweine? | ||
Mastschweine aus konventioneller Haltung haben
alles andere als ein „glückliches Leben“ hinter sich. Doch wie sieht
es mit Bio-Mastschweinen aus, die allerdings sowieso nur minimale
0,7% der im Jahr 2009 in Deutschland gehaltenen Schweine ausmachen?
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Alles bio, alles gut? Es gibt kein Fleisch von glücklichen Tieren - nur von toten. |
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• Bioland beispielsweise schreibt für Schweine, Rinder, Hühner, Enten, Gänse und Truthähne keinen Quadratzentimeter mehr Platz vor als die EU-Bio-Richtlinie. Der einzige Unterschied ist, dass sich nicht sieben Legehennen ein „Nest“ (so werden Nischen zum Eierlegen beschönigend genannt) teilen müssen, sondern fünf. Und dass es für die Haltung von Wachteln, Tauben und Kaninchen überhaupt Platzvorschriften gibt – wenn auch welche, die dem Bewegungsdrang dieser Tiere Hohn sprechen. Niemand würde eine Katzenhaltung tolerieren, die maximal „15 kg/qm“ vorschreibt. Für Kaninchen, die in Freiheit kaum zu bremsen sind, ist das nicht nur „bio“, sondern sogar „Bioland“, also maximal „artgerecht“. • Der anthroposophische Anbauverband Demeter, der sich nach Mondphasen richtet und in Bioläden das Image hat, die Perfektion von „bio“ zu sein, gestattet nach wie vor die Anbindehaltung von Rindern. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die EU-Bio-Richtline spätestens ab 2014 keine Anbindehaltung mehr zulässt – mit Ausnahme der Rinderhaltung in „kleinen Betrieben“. Damit werden beispielsweise Tausende Betriebe in Bayern davor bewahrt, in den Umbau ihrer Ställe zu investieren. Was zum Schutz einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft sinnvoll erscheint, zeigt ein weiteres Mal die Prioritätensetzung auch bei „bio“: Es geht um den Menschen und seine Ökonomie, nicht um die Tiere. Und es zeigt, dass der tierfreundliche kleine Bauernhof von nebenan nicht nur eine Illusion ist, sondern manchmal sogar noch weniger Auflagen erfüllen muss als sein agrarindustrieller Kollege.
Ganz zu schweigen von der Schlachtung. Das
blutige Ende von Biotieren findet in ganz normalen,
„konventionellen“ Schlachthöfen nach dem gleichen Verfahren statt
wie das ihrer nicht-bio Artgenossen. Es gibt keine gesonderten
Bio-Schlachtungsregeln. Hier vollendet sich der zynische
„Tierschutz“, unter dem diese Tiere seit ihrer Geburt kontinuierlich
gelitten haben. Auf
www.biowahrheit.de finden sich Videos, die das minutenlange
grausame Sterben von Biotieren dokumentieren, wie es Tag für Tag,
Stunde für Stunde, Minute für Minute stattfindet.
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Bilder, Filme und Hintergründe zu den Biotier-Recherchen der Tierfreunde e.V.: www.biowahrheit.de |
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